Für den Himmel erziehen – Teil 1

Für den Himmel erziehen – Teil 1

Für den Himmel erziehen

Epheser 6,4

I. Christus-verherrlichende Erziehung reizt nicht zum Zorn

  1. durch unsere Selbstsucht
  2. durch Widersprüchlichkeit
  3. durch Inkonsequenz
  4. durch Kränkung/ Verletzen/ Vergleichen
  5. durch Unvernunft
  6. durch Nörgelei
  7. durch UNSER VERSAGEN zwischen altersentsprechender Unfähigkeit und willentlichem Ungehorsam zu unterscheiden
  8. durch UNSER VERSAGEN zu unterscheiden, dass sie heranreifen

II. Christus-verherrlichende Erziehung erzieht für Christus

Einleitung

In dem Lied „Dass dein Wort in meinem Herzen starke Wurzeln schlägt“ sing Manfred Siebald in einer Strophe: „Gut gemeint und schlecht gemacht, oberflächlich ausgedacht ist so vieles. Es verdorrt ohne dein Wort“ 

„Gut gemeint und schlecht gemacht“ ist ein Sprichwort das wir sehr gut kennen und jedem von uns passiert ist. Es ist etwa 16 Jahre her, als ich noch Single war, und neben dem Krankenhaus wohnte in dem ich arbeitete, wollte ich die Zwetschgen nutzen, die in dem Vorgarten wuchsen. Ich mag gute Zwetschgenmarlemlade, und dachte ich koche mal Marmelade ein. Das war die erste und letzte Marmelade die ich je gemacht habe. Es war die Zeit in der noch kein iPad in der Küche stand, sondern man mühevoll mit einem Modem ins Internet gegangen ist. Ich hatte nur irgendein Rezept im Kopf, 1/3 (Zucke & Ost) aber ich wusste, dass Nelken sich in der Zwetschgenmarmelade gut machen. Ich dachte viel hilft viel, und es wird besser schmecken … das dachte ich. 

Ich hab so viel Nelken reingetan, dass ich die Marmelade vollständig versaut habe. 

Es war gut gemeint und schlecht gemacht. 

  • Wenn es nur um ein paar Gläser Marmelade geht, dann ist es verkraftbar. 
  • Schlimmer ist es wenn gute Meinung Schäden an Menschen hinterlässt. Besonders wenn es unsere Kinder sind. 
  • Die meisten Eltern die ich kennengelernt habe meinen es gut mit ihren Kindern. Egal in welchem Land, welche Sprache, welche Kultur, 
    • Sie wollen das beste für ihre Kinder. Sie wollen sie nicht ärgern, nicht zornig machen, sie wollen dass sie eine gute Arbeitsstelle bekommen, ein gutes Leben führen. Von allen gläubigen Eltern weiß ich, dass sie möchten, dass ihre Kinder gerettet werden. 
    • Wenn wir nicht wollen dass „Gut gemeint und schlecht gemacht „auf die Erziehung unserer Kinder zutrifft, dann müssen wir uns an das Rezept von Gottes Wort halten“ 

Titel: Für den Himmel erziehen. 

  • Vielleicht meinst du: das ist eine steile Aussage! Wir wissen gar nicht, ob unsere Kinder errettet werden, oder nicht. 
  • Da hast du vollkommen recht. Wir wissen es nicht!
  • Aber wir zielen hoch und überlassen den Rest dem Wirken Gottes. 
  • Ein Boxer geht mit dem festen Entschluss in den Ring zu gewinnen, und nicht mit der Hoffnung ein paar Runden zu überleben. 
  • Das wollen wir auch: Wir zielen darauf ab, dass sie errettet werden! Wir wollen unsere Verantwortung wahrnehmen. Wir wollen arbeiten und beten, dass sie errettet werden. –– Wohlwissend, dass Gott darüber steht und der Geist weht wo er will! 
  • In diesen beiden Predigten geht es um unser Verantwortung als Eltern in der Erziehung. 
  • Im Familienleben gibt es immer Phase. Manchmal richtig gute Zeiten, und manchmal Phasen wo man nur den Tag halbwegs gut zu Ende bringt, ohne viel Geschrei, ohne viel Streit. 
  • Dieser Überlebensmodus kann unterschiedliche Gründe haben: 
    • Besonders wenn viel Zeit und Energie in akute Projekte gesteckt werden, dann ist das Familienleben wirklich im „Überlebensmodus“
    • Geburt eines Kindes
    • Beim einem Umzug.
    • Bei Krankheit/ oder sogar Krankenhausaufenthalt
    • In solchen Zeiten verlieren wir das Hauptziel der Erziehung meist aus den Augen! 
    • Das einzige Ziel das wir haben ist den Tag irgendwie zu überleben.
    • Auch in solchen Tagen müssen wir das Ziel vor Augen haben und Gottes Prinzipien umsetzen, aber besonders dann wenn sich das Leben wieder normalisiert. 
    • Als Eltern, die eine neue Staatsbürgerschaft haben (Himmelsbürger) wollen wir die Kinder besonders für diese endgültige Heimat erziehen. Natürlich wollen wir alle, dass sie Lesen und schreiben lernen, dass sie einen tollen Beruf erlernen, dass sie einen gläubigen und liebevollen Ehepartner heiraten, dass wir irgendwann Großeltern werden, usw. 
    • Aber all diese Träume sind so wackelig, und zerbrechlich. Ein Unfall kann alles verändern. 
    • Unser überragendes Ziel ist sie für den Himmel zu erziehen, dass sie ebenfalls Himmelsbürger werden. 

Epheser 6,4: Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.

In dem heutigen Abschnitt lehrt uns Paulus zwei Dinge: 

I. Christus-verherrlichende Erziehung reizt nicht zum Zorn

II. Christus-verherrlichende Erziehung erzieht mit Christus

Dieser Vers hat zwei Imperative (Befehle) 

  1. Reizt nicht zum Zorn (Negativ)
  2. Zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn (Positiv)

Heute werden wir uns nur dem ersten Teil zuwenden.

Ich bin mir fast sicher, dass Kein Elternteil von heute sein Kind zum Zorn reizen will, und dennoch geschieht es. 

Wir wollen uns ansehen, was Kinder zum Zorn reizt. 

Kontext von Epheser 4-6

Kapitel 1-3 beschreibt unsere neue Identität in Christus! 

  • In Christus sind wir gesegnet mit jedem geistlichen Segen 1,3
  • In Christus sind wir versiegelt mit dem Heiligen Geist 1,13
  • In Christus sind wir eine neue Schöpfung 2,10
  • In Christus sind wir Bürger des Himmels/ Miterben 2,19/3,6
  • Christus wohnt sogar in unseren Herzen 3,17

Hat all dies Auswirkungen? … Ja sicher! Aber welche? 

Kapitel 4-6 beschreibt Pauls wie diese neue Identität lebt. 

  • Wenn ich ein Himmelsbürger bin, dann wandle ich würdig dieser Berufung (4,1)
  • Wenn wir Licht sind, dann wandeln wir wie Kinder des Lichts (5,8)
  • Das geschieht nicht automatisch! Wir brauchen darin Unterweisung! Ein bäuerliches Mädchen, das gerade den Prinzen und damit in die Königsfamilie hineingeheiratet hat braucht ein wenig Nachhilfe und Unterweisung wie man sich zu Hofe verhält, wie sie ihre neue Identität am Hofe auslebt. 

Das Evangelium verändert alles! 

  • Der nähere Kontext beschreibt die sog. christliche „Haustafel/Hausordnung“
  • Das Evangelium verändert den Ehemann: Er der vorher rabiat, respektlos war beginnt auf einmal seine Frau zu lieben. Er liebt und Pflegt sie wie sein eigenes Fleisch! 
  • Das Evangelium verändert die Ehefrau: Sie die vorher manipulativ war, Selbstbestimmend, ordnet sich ihrem Mann unter. 
  • Das Evangelium ändern gläubige Kinder: sie die vorher rebellisch waren, sich nichts sagen ließen, sich über ihre Alten aufregten, dachten sie hätten von nichts eine Ahnung, respektieren ihre Eltern und sind ihnen gehorsam. 
  • Heute sehen wir uns an, dass das Evangelium auch die Erziehung verändert! 
  • Im folgenden Abschnitt beschriebt Paulus wie das Evangelium das Verhältnis zwischen Herr & Sklave oder Arbeitgeber & Arbeitnehmer reguliert. 
  • Der größte Teil von Kapitel 4-6 beschriebt wie das Evangelium in zwischenmenschlichen Beziehungen sichtbar wird; und zwar UNABHÄNGIG davon ob mein Gegenüber gläubig ist oder nicht. 
    • Der Ehemann liebt seine Frau unabhängig ob sie gläubig ist oder nicht! (Wenn sie gläubig ist .. umso mehr!) 
    • Die Kinder sind ihren Eltern gehorsam, unabhängig ob die Eltern gläubig sind oder nicht. Wenn sie gläubig sind umsomehr. 
    • Eltern erziehen ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn unabhängig davon ob diese schon gläubig sind oder nicht. 
    • Sklaven arbeiten ohne Augendiener, unabhängig ob ihre Arbeitgeber gläubig sind oder nicht. 
    • Das Evangelium kommt in diese zwischenmenschlichen Beziehungen rein, und verändert!  

Christus-verherrlichende Erziehung reizt nicht zum Zorn

Epheser 6,4
Und ihr Väter,
reizt eure Kinder nicht zum Zorn,
sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.

Diese Verse beschreiben unsere Verantwortung an guten Tagen, wo wir unsere Kinder: Sonnenschein und Wonneproppen, nennen. 

Und diese Verse beschrieben unser Verantwortung an Tagen, wo sie zickig, ungehorsam, wild, pubertär, schlecht gelaunt sind. 

Der vorhergehende Abschnitt legt den Kindern die Pflicht zum Gehorsam auf. 

Allerdings verlangt dies eine große Verantwortung von Seiten der Eltern! 

Die Kinder sind aufgefordert gehorsam zu sein! Das bringt eine große Verantwortung mit sich. 

  • In 2.Tim 3 werden Merkmale einer dekadenten Gesellschaft genannt. „Schlimme Zeiten“ 
  • In den top 10 wird „den Eltern ungehorsam“ genannt. Dies heißt nicht, dass Kinder früher nie ungehorsam waren, aber es scheint, dass ein zunehmender Ungehorsam der Kinder mit „Schlimmen“ Zeiten einhergeht. Wir leben in diesen letzten Tagen. Aber manche Phasen sind heftiger wie mach andere.  

An wenn adressiert sich Paulus? … an die „Väter“

  • Auch wenn hier von „Vätern“ geredet wird machen andere Stellen deutlich, dass Vater & Mutter gemeint sind
  • Hebräer 11,23 gebraucht dasselbe Wort im Plural verwendet (πατέρων) aber der Kontext meint eindeutig seine Eltern „Durch Glauben wurde Mose nach seiner Geburt von seinen Eltern (wörtlich: πατέρων Vätern) drei Monate lang verborgen gehalten“

Damals & Heute

  • Paulus adressiert sich an die Väter weil sie damals alles über Kinder entschieden. 
  • Das damalige Bild eines römischen Vaters war ein extrem stark patriarchales System! 
  • Es gab ein römisches Gesetz „ Patria Potens“ (lat.) deutsch: die Macht des Vaters. 
    • Der Vater konnte seine Kinder in Sklaverei verkaufen
    • Der Vater konnte seine Kinder in Ketten legen lassen und sie aufs Feld zur Arbeit schicken
    • Der Vater konnte jedes Familienmitglied mit eigenen Händen bestrafen, und sogar die Todesstrafe aussprechen. 
    • Der Vater konnte dies tun so lange er lebte. Es gab keine Altersbegrenzung. 
    • Der Vater konnte sogar nach der Geburt bestimmen ob das Kind leben darf oder nicht. Nicht selten kam es vor, dass Kinder (besonders Mädchen) ausgesetzt wurden. Diese wurden dann bei Nacht eingesammelt, und zu Skalven erzogen, oder zur Prostitution. 
    • Nun schreibt Paulus an die Gläubigen, die in dieser Gesellschaft leben. Eine Gesellschaft in der die Rolle des Vaters beinahe schon diktatorische Züge gegenüber seinen Kindern annimmt. 
    • Paulus korrigiert ihr Denken! Wenn jemand in Christus ist, dann verändert dies seine Beziehung zu seiner Frau und seine Beziehung zu seinen Kindern. 
  • Wie es heute aussieht ist unsere heutige Zeit vollkommen entgegengesetzt zu der damaligen Zeit. 
    • Wenn damals die Väter die Tyrannen waren, so sind es heute die kleinen niedlichen Rebellen in rosa oder hellblau gekleidet die ihre Eltern tyrannisieren.
    • Nicht die Väter bestimmen über die Kinder, sondern das Kind sagt wo es langgeht. 
  • Wir dürfen nicht der Täuschung verfallen, dass die Zeiten damals besser waren. 
    • Die Tyrannei der Väter von damals ist genauso verkehrt wie die Tyrannei der Kinder von heute. 
    • Auch heute muss Paulus unser Denken korrigieren! 
    • Auch heute gilt, dass wir unsere Kinder nicht zum Zorn reizen, sondern sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufziehen. 
    • Die einzige Antwort ist das Evangelium! 
    • So zu erziehen wie Gott es sich vorgestellt haben. 
    • Wir wollen die von Gott uns anvertrauten Kinder für den Himmel erziehen. 
      • Es ist nicht gleichgültig wie wir sie großziehen/ nicht großziehen. Sie sind eben nicht nur 1/2 Portion. Sondern sie sind vollwertige Menschen. Geschaffen im Ebenbild Gottes.  
      • wir wollen mit unserem Leben kein Stolperstein sein, sondern im Gegenteil: Durch unser Vorbild wollen wir sie zum Kreuz leiten.

Der erste Teil des Verses ist NEGATIV! Und beschreibt was wir NICHT TUN, damit wir kein Stolperstein sind für unsere Kinder: 

1. Eine Christus-verherrlichende Erziehung reizt nicht zum Zorn

reizt eure Kinder nicht zum Zorn,
sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn

Nicht nur die tyrannische Herrschaft eines Vaters Freizeit zum Zorn. Sondern wir können es heute auch tun. 

Es geht hier um unser Reden und Handeln, das sie zum Zorn reizen könnte. 

1) durch unsere Selbstsucht

Es beginnt mit unserer Selbstsucht.

  • Wir wollen unsere Ruhe haben, und sie stören einfach. 
  • oder, wir wollen etwas in sie projizieren, und versagen zu beachten, dass sie kleine Individuen sind, dass sie beginnen eigenständige Charaktere zu entwickeln mit Stärken und Schwächen; mit Vorlieben und Abneigungen. 

Wir haben große Pläne für sie, und überfahren sie damit vollständig. 

Aus dir ist nie ein Musiker geworden, aber du willst dass dein Kleiner top Pianist wird!? 

  • What’s the problem? -> Wir wollen uns verwirklichen. 
  • Vielleicht ist Klavier nicht gerade seine Begabung
  • Vielleicht ist Mathematik nicht gerade ihr bestes Fach. 

Kinder werden bitter wenn sie versuchen den unrealistischen und manchmal dummen Pläne ihrer Eltern erreichen. Das macht sie nicht glücklich. Lass sie das sein, was sie sein können. 

Ermutige sie. Zwing sie nicht etwas zu werden nur um deinen Stolz zu noch mehr zu schüren. 

Selbstsucht: Wir wollen glücklich sein, aber nehmen dicht die Arbeit und Verantwortung in Kauf. Das Denken unserer Tage ist häufig: Ich brauch ein Kind um glücklich zu werden. Um mich selbst zu verwirklichen. Kinder bringen sehr viel Freude mit sich, aber brauchen auch ganz schön viel Pflege. 

  • Kinder sind schon etwas seltenes Phänomen! 
    • In einem Augenblick können sie dir die größten Freude bereiten.
    • Und im nächsten Augenblick können sie dir den letzten Nerv rauben. 

Diese Selbstsucht äußert sich auch in einer mangelnden Opferbereitschaft. 

  • Für dich, dein Hobby, deine Pläne opferst du viel Zeit und Geld, aber deine Kinder sind nur eine Last für dich! 
    • Vermittelst du ihnen vielleicht sogar das Gefühl, dass sie nur eine Last für dich sind? Dass dein Leben viel glücklicher wäre ohne sie? Das reizt gewaltig zum Zorn. 

2) durch Widersprüchlichkeit

Ich denk dies ist einer der wichtigsten Aspekte durch die wir Kinder zum Zorn reizen: 

Widersprüchlichkeit im Reden! 

  • Sagt ihr beim Arzt auch: „Die Spritze tut überhaupt nicht weh!“ „Es ist nur ein Mückenstich!“ 
    • Nein! Die Spritze tut weh. 
    • Kinder merken sehr schnell wenn wir die Wahrheit dehnen. 
    • Sie brauchen Eltern, denen sie vertrauen können! Die immer das halten was sie sagen! Das macht jemanden vertrauenswürdig. 
    • Sicherlich mag es manchmal Augenblicke geben wo wir unser Wort nicht halten können, aber müssen sie an uns auch sehen dass wir versagen und wie wir damit umgehen! Es nicht zudecken, sondern Buße tun und bei ihnen um Vergebung bitten. 
  • Widersprüchlichkeit in dem was wir sagen und wie wir leben. 
    • Sie merken sehr schnell wenn wir Dinge einfordern, aber sie selbst nicht halten. 
    • Wie z.B. bei uns Tischregel: Nicht mit vollem Mund reden. Das bemängeln sie bei uns, aber dann auch bei Oma und Opa. … das ist gut. 
    • Aber wenn wir uns selbst aus diesen Regeln rausnehmen, dann reizt es zum Zorn. 
  • Widersprüchlichkeit im christlichen Glauben
    • Zuhause sind wir anders wie in der Gemeinde. In der Gemeinde tun wir alles um einen guten Schein zu wahren, da reißen wir uns zusammen nicht anzuschreien, aber Zuhause können wir uns nicht im Zaum halten. –denkst du Kinder merken das nicht?
    • Einer der Gründe warum sich jugendliche Kinder dem Glauben abwenden ist dass sie bei den Eltern Widersprüchlichkeit feststellen: Sie leiten Regeln und Gesetze aus dem Wort Gottes ab, die man nicht ableiten darf. Wir nennen das meistens Gesetzlichkeit. … Legen den Schwerpunkt auf Äußerlichkeiten nicht das Herz.  

3) durch Inkonsequenz

Inkonsequenz reizt Kinder zum Zorn. Eltern sind heute so morgen anders. 

Sie sind wechselhaft!  

  • An einem Tag kommen die Kinder für ihren Ungehorsam davon. Am nächsten Tag werden sie getadelt. Und am dritten Tag werden sie bestraft. 
  • Sie wissen nicht wo sie dran sind. Zurecht sagen sie „Papa ist heute mit dem linken Fuß aufgestanden!“
  • An eine Tag sind die Eltern gut gelaunt, und agieren aus Langmut. Am nächsten Tag agieren sie aus Beschämung und an Dritten Tag aus Frustration & Ohnmacht.  
  • Die Kinder wissen nicht wo sie dran sind. 
  • Sie können nicht in in die Eltern hineinsehen, und sehen ob sie gerade gut drauf sind oder nicht. 
  • Wir sind im Ebenbild Gottes geschaffen! d.h. seinen Charakter widerzuspiegeln! Das ist in der Erziehung besonders wichtig.      

4) durch Kränkung/ Verletzen/ Vergleichen

In Kol 3 finden wir eine ähnliche „Haustafel“. 

Kor 3,21
Ihr Väter, fordert eure Kinder nicht zum Zorn heraus, damit sie nicht unwillig werden!

Hier wird das Ergebnis beschrieben, was geschieht, wenn wir sie zum Zorn reizen: Sie werden „unwillig“ ἀθυμέω = entmutigen; niedergeschalgen; das griechische Wort wird in 1.Sam 1,6-7 benutzt wo Penina täglich 

Penina reizte Hanne mit ihren Worten und kränkte weil der Herr ihr keine Kinder gegeben hatte. „Und so ging es Jahr für Jahr, jene kränkte sie dass sie weinte und nichts aß“ (1.Sam 1:7)

Zum Zorn reizen heißt nicht dass sie mit einem Wutausbruch reagieren, und den Teller auf den Boden schmeißen. Das wird eher seltener geschehen. Besonders weil sie als Kinder in der schwächeren Position sind, wird sich ihr Zorn seltener nach Außen, sondern mehr nach innen in sich fressen, und sie werden „sauer“ auf die Eltern.

  • Und sie werden entmutigt sein, niedergeschlagen, … und denken „denen kann man es nie recht machen“ „es ist sowieso alles falsch was ich mache“ … und schlussendlich resignieren. 

Eine andere Art und Weise wie wir Kinder zum Zorn reizen ist durch 

  • Kränkung
  • Verletzung
  • Demütigung (besonders schlimm ist wenn sie öffentlich gedemütigt werden: vor ihren Geschwistern, vor ihren Freunden, vor Gästen, 
  • Vergleichen: Das ist genau das was Penina getan hatte: Verglichen!
  • Stell dir vor Gott würde jeden Tag zu dir sagen: Dein Hauskreisleiter schlägt sich in dieser Prüfung viel besser wie du! 
  • Oder stell dir vor er sagt: Knolls erziehen ihre Kinder viel besser wie du! … Ich könnte wetten: nach einer Woche diesen Satz hören, würdest du vollkommen resignieren und frustriert aufgeben! 
    • Tun wir das nicht mit unseren Kindern? Einfach nur weil wir in einer anderen Machtposition stehen, und es tun können?
    • Wie dankbar sind wir dass Gott mit uns geduldig ist, und es mit uns nicht tut! 

5) durch Unvernunft

Eine andere Art und Weise Kinder zu provozieren und zum Zorn zu reizen ist durch Unvernunft. 

  • Hoffentlich kommt es bei dir nicht zu oft vor, aber wenn du dich bewusst erinnerst hast du auch schon Befehle erteilt, ohne dass es irgendwie Sinn macht oder nachvollziehbar ist. 
  • Vielleicht hast du Verbote ausgesprochen, die vollkommen unbegründet waren. 
  • „Du darfst mit dem Holzbalken nicht spielen“ … „Warum nicht?“ … „einfach so … weil ich es nicht will!“ -> ja, das macht Sinn :-)!
    • Es ist etwas anderes, wenn du deinem Sohn erklärst: „das Werkzeug ist zu gefährlich für dich“. Oder „die letzten Male hast du es nicht aufgeräumt, sondern die Säge lag dann 2 Tage draußen im Regen!“ 
  • Vielleicht hast du scharf geredet, oder willst bestrafen weil etwas kaputt gegangen ist, und ein zartes Stimmen fragt „Kann ich das erklären?“ Eine donnernde Stimme antwortet zu rück „DU brauchst gar nichts erklären!“ 
    • Du willst gar nicht hören, dass es ein Missgeschick war, oder dass der kleine Bruder dies angestellt hat.  
    • In diesem Fall wird Disziplinierung lediglich mechanisch: nicht persönlich. 
  • Deine Kinder sind vertieft im Zuhören eines Hörspiel, aber du erwartest, dass sie jetzt sofort die Spülmaschine ausräumen. Es würde vollkommen reichen nach dem Hörspiel, aber du stufst es als Ungehorsam ein, und machst das Hörspiel nun vollkommen aus. … das reizt zum Zorn.

In diesem Moment gebrauchen wir lediglich unsere Machtposition etwas durchzuboxen ohne dass es irgendwelchen Sinn ergibt. 

Wenn du ehrlich bist, ärgert dich das genauso wenn dein Chef dir befiehlt etwas vollkommen sinnfreien zu tun. Und um seine Machtposition klarzustellen sagt er: wenn es dir nicht passt kannst du jederzeit dir eine neue Arbeitsstelle suchen.   

Wir können Kinder zum Zorn reizen indem wie zu viele Regeln, dumme Regeln oder auch gar keine Regeln aufstellen. 

  • Auf den ersten Blick wäre das ein Kinderparadies: nicht war? So zu leben wie ich will. Gar keine Regeln.  
  • Mein Religionslehrer hatte dieses Experiment einmal und er Schule mit einer Klasse gemacht: Mit der Klasse vereinbart: Es gibt keine Regeln! Sie dürfen selbst bestimmen was sie machen, wie sie es machen, wann sie zuhören oder nicht. 
    • Am Anfang hatten alle ziemlich großen Spaß. Es vergingen ein paar Monate, dann wollten sie wieder „ordentlichen“ Unterricht. 
    • In dem Moment wo es keine Regeln gibt ignoriere ich den anderen Volkommen. Es ist mir Egal was du tust. Das ist dermaßen lieblos.  
    • Es gibt einige Beispiele dafür in der Schrift: Absalom erfuhr nie die Liebe seines Vaters, dass er auch Grenzen aufwies. Wir kennen sein Ende. 
    • Die beiden Söhne von Eli: Hophni und Pinehas. Ihr Vater wehrte ihnen nie. Und sie starben beide an einem Tag! 

6) durch Nörgelei

Im Familienalltag gibt es Zeiten die besser sind, und manche die nicht so gut sind. 

In diesen „nicht-so-guten-Zeiten“ neigen Eltern nur Schwarz zu sehen! 

  • Als Eltern versagen wir anzuerkennen dass die Kinder Fortschritte machen. 
  • Es wird nur gemeckert. Es wird nur ermahnt. 
  • Mit den Kindern wird nur im Befehlston geredet. Kaum ein liebevolles, freundliches Wort. 
  • Das einzige Lob das kommt lautet „Du hättest es besser machen können!“ Beiß dir auf die Zunge es am kommenden Mittwoch bei der Zeugnisausgabe nicht zu sagen! 
  • Niemand von uns liebt es unter einem „tropfenden Dach“ zu leben (wie in den Sprüchen beschrieben), Kinder auch nicht 
  • Das entmutigt ungemein. 
  • In welcher Tonart antwortest du deinem 3 1/2 Jährigen, der nachts noch nicht trocken ist? Sagst du in einem entmutigenden Moll: „Hast du heute Nacht schon wieder eingepinselt!“ 
  • Keine Ermutigung, keine Ehre, keine Zuneigung. Sie sehnen sich nach der Bestätigung ihrer Eltern. Wenn sie diese nicht bekommen suchen sie dies später in Follower Sozialer Medien. 

7) durch UNSER VERSAGEN zwischen altersentsprechender Unfähigkeit und willentlichem Ungehorsam zu unterscheiden

Eltern reizen ihre Kinder zum Zorn wenn sie Dinge erwarten, für die das Kind einfach noch zu klein ist. 

Eltern reizen ihre Kinder zum Zorn wenn sie für etwas bestrafen, wo das Kind noch keine Verantwortung übernehmen kann. 

  • Kleine Kinder können noch nicht vorausdenken. Sie lernen es erst, dass dies oder jenes zu tun oder zu reden einen Dominoeffekt mit sich bringt. 
  • Einige der 6 jährigen Jungs können tatsächlich nicht zwei Dinge gleichzeitig tun: Spielen und Zuhören. Wenn sie Spielen sind sie wie in einer anderen Welt. Das Gehör funktioniert, aber sie hören nicht. 
  • Als Eltern müssen wir unterschieden: ist dies Verhalten willentlicher Ungehorsam oder erwarte ich etwas wofür er vielleicht noch zu klein ist. 

Manchmal überfordern wir sie und denken sie sind Ungehorsam. 

  • Zu viele Besuche; zu viel Trubel, ohne dass sie zur Ruhe kommen. 
  • Am Freitag waren wir nachmittag lange unterwegs, kamen erst um halb neun nach Hause, die Kinder hatten einen Bärenhunger, da ist es nicht direkter Ungehorsam wenn die 4 Jährige die nächstbeste Nektarine schnappt und ungefragt reinbeißt. 
  • Wenn wir nicht unterschieden, dann reizen wir zum Zorn.  

8) durch UNSER VERSAGEN zu unterscheiden, dass sie heranreifen

Dies ist die andere Seite: Einerseits kann man Kinder zum Zorn reizen indem man sie überfordert, und gleichzeitig kann man sie zum Zorn reizen indem man ihnen nichts zutraut und sie überbehütet. 

  • Du darfst dies nicht. Du darfst jenes nicht. Lauf dort nicht hin. Kletter da nicht hoch. 
  • Dies beginnt schon im Sandkasten: Man weicht dem 2 jährigen auf dem Spielplatz nicht von der Seite, und traut ihm nicht zu dass er mit dem Sand auch alleine klarkommt.
  • Irgendwann müssen sie das erste Mal ihr Knie aufschlagen. Oder den Arm brechen.
  • Ein gesundes Maß an Risiko ist notwendig für ihr WACHSTUM & Entwicklung. Vögel lernen das Fliegen nicht aus Büchern oder mit tollen Zeichnungen aus der Ikea-Anleitung sondern wenn sie aus dem Nest kommen und ein paar meter in der Luft runterfallen
  • Nach 6, nach 12, nach 18 Jahren ist die Person die vor dir steht nicht mehr das hilflose Baby wie am ersten Tag, als es gewickelt, gestillt werden musste. 
  • Lass sie Kinder sein. Lass sie Dummheiten machen. Lass sie verrückte Schnaps-Ideen haben. 
  • MacArthur: Erwarte nicht Perfektion, sondern halte Ausschau nach Wachstum! 

Ich muss immer wieder darüber staunen was Gott sich ausgedacht hat, als er dieses Besondere Etwas erfunden hat: nämlich uns Kinder zu geben: die klein und hilflos zur Welt kommen, wachsen, erwachsen werden, eigene Persönlichkeiten werden, und dass er sie uns Anvertraut hat: sie zu erziehen, sie aufzuziehen und zu Christus zu führen!! 

Wie Gott es so häufig tut: Es ist Segen und Disziplinierung gleichzeitig. 

  • Er schenkt viel Freude, aber arbeitet dadurch gleichzeitig an unserer Heiligung! Wir sind auch noch nicht fertig! 
  • Und er hält uns damit einen Spiegel unserer eigenen Sündhaftigkeit vor Augen
  • All die Dummheiten und Sünden die unsere Kinder manchmal plump zum Ausdruck bringen kennen wir: nicht nur weil wir so waren, sondern teilweise immer noch so sind (aber nicht mehr ganz so plump es uns anmerken lassen)

Wir haben gesehen: 

  • Die primäre Verantwortung liegt bei den Eltern! 
  • Ihnen gilt die oberste Priorität ihre Kinder für den Himmel zu erziehen. 
  • Als Gemeinde wollen wir die Eltern darin unterstützen, helfen und so weit es geht dieses Ziel mittragen. 
  • Deswegen haben wir im Mitgleidschaftsversprechen der Gemeindegründung auch diesen Satz hineingenommen:  
  • Wir werden uns bemühen, Kinder, die unserer Fürsorge anbefohlen sind, in der Zucht und Ermahnung unseres Herrn aufzuziehen, und durch ein reines und liebevolles Vorbild nach der Erlösung unserer Familie streben (Eph 6,4).

Anwendung: Dies ist keine Checkliste! 

Tu mir bitte den Gefallen und mach daraus keine Checkliste, die du jeden Morgen oder jeden Abend durchliest und abhakst: [x] check! [x] check! [x] check! [x] check!

  • Dann wirst nämlich du entmutigt und verzweifelst. 

Das Ziel ist nicht ein Verhaltenscheck, sondern eine Charakter-Veränderung. 

  • Das Evangelium formt unseren Charakter mehr und mehr in das Abbild Christi! 
  • Das wird nach Außen hin sichtbar. Aber nicht nur in der Erziehung deiner Kinder, sondern auch in der Beziehung zu deinem Angestellten oder Arbeitgeber. 

Anwendung: „Ich bin der schrecklichste Vater der Welt!“

  • Vielleicht denkst du: „ich bin der schrecklichste Vater der Welt!“ 
  • Dasselbe dachte ich beim Vorbereiten auch. 
  • Sprich mit deinen Kindern darüber. 
  • Entschuldige dich da wo du versagt hast. 
  • Sogar in der Erziehung brauchen wir das Evangelium. 
  • Wir können nicht Epheser 4-6 ausleben, wenn wir nicht Epheser 1-3 erfahren haben, und uns dessen bewusst sind. 
  • Der schrecklichste Vater bist du nur, wenn du NICHT IN CHRISTUS bis. Dann hast du nämlich keine Hoffnung. Dann magst du aus deinem Kind einen guten Anwalt machen, oder einen erfolgreichen Arzt, aber das wichtigste hast du verpasst ihm mitzugeben: Christus!!
  • Wenn Epheser 1-3 auf dich zutrifft, dann gibt es allen Grund zur Hoffnung: 
    • Dann warst du einst Finsternis, jetzt bist du Licht 
    • Dann wohnt in dir der Heilige Geist 
    • Dann bist du eine neue Schöpfung in Christus

Anwendung: „Ich hab keine Kinder“

  • Vielleicht denkst du „Ich hab keine Kinder“. Wie kann ich dies anwenden? 
  • Bete für diejenigen, die gerade in dem Labyrinth von Erziehung stecken, und keinen Ausweg sehen.
  • Wende diese Prinzipien an, dort wo du mit Kindern arbeitest (Kinderstunde/ Jungschar, heute beim Kindertag)
  • Vielleicht wirst du eines Tages Kinder haben! Wappne dich mit diesem Denken. 

II. Christus-verherrlichende Erziehung erzieht für Christus

Für heute bleiben wir hier stehen, aber der Text bleibt nicht hier stehen! 

Der zweite Teil des Verses lautet: 

Epheser 6,4

sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.

Das höchste Ziel in der Erziehung lautet nicht „nicht zornig machen“

Sondern sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufzuziehen. Das werden wir uns nächstes Mal anschauen. 

Das Evangelium ersetzt alte Gewohnheiten mit neuen Gewohnheiten. 

  • Nicht zu sündigen ist ein guter Ansatz. Aber wir dürfen dort nicht stehen bleiben. 
  • Sondern wir wollen das Gute wirken! Weil der Geist Gottes in uns wohnt wollen wir Früchte der Gerechtigkeit hervorbringen. 

Das höchste Ziel in der Erziehung ist sie mit Christus und für Christus erziehen. 

  • Wir wollen sie für den Himmel erziehen. 
  • Wir wollen sie zu Christus führen
  • Das ist unsere Verantwortung

Vielleicht denkst du: „Super! Wenn ich all das Befolge, dann wird mein Kind nicht mehr zornig!“ 

Nein! Das meint der Vers nicht. Sie sind weiterhin Sünder!

Aber wir wollen sie nicht durch UNSER HANDELN zum Zorn reizen/ verbittern/ unwillig machen/ entmutigen

    • wir haben keine Garantie, dass sie errettet werden. Sie werden zu eigenständigen Menschen, die eigenständige Entscheidungen treffen. 
    • Sie werden für das was sie tun/ nicht tun vor dem Thron Gottes stehen. 
    • Das ist schmerzlich sich das vor Augen zuhalten, aber es war genau diese Liebe Gottes die ihn antrieb uns zu erretten! 

Manche Eltern werden bis zur Ewigkeit warten um die Frucht ihrer Arbeit zu sehen. 

Wir haben kostbare Seele, die uns von Gott anvertraut wurden. 

Wir müssen unsere Unfähigkeit erkennen und selbst zu Christus fliehen. 

Amen